Zum Bären" in Lobeda-Altstadt schon immer der kulturelle Mittelpunkt
01.04.2014 - 08:12 Uhr
Ort mit Perspektive: 100 Jahre Gasthaus, Hotel und Kulturhaus "Zum Bären"
Der Saal des "Bären" in Lobeda um 1916, jetzt muss er dringend in die Kur.Foto: Sammlung Frank Döbert
Lobeda. Ein rundes Jubiläum kann das ehemalige Gasthaus, Hotel und heutige Kulturhaus "Zum Bären" Lobeda-Altstadt begehen: sein 100-jähriges Bestehen, genauer des heutigen Gebäudes. Denn es gab einen Vorläuferbau, der einer Urkunde aus dem Stadtarchiv Jena zufolge 1736 als Gasthof und Wirtshaus "Zum schwartzen Bähren" in Lobeda benannt wird. Damaliger Besitzer war der Gastwirt Johann Friedrich Woche.
Nach mehreren Besitzerwechseln und unterlassenen Instandhaltungsmaßnahmen in den folgenden Jahrhunderten musste das Haus, einschließlich aller Nebengebäude, im Jahr 1912/13 wegen Baufälligkeit vollständig abgerissen werden.
Das Grundstück wurde von Arthur Gerhardt, bis dahin Gastwirt im "Ratskeller" Lobeda, käuflich erworben. Er errichtete darauf das neue Gasthaus und Hotel "Zum Bären".
Nach einer einjährigen Bauzeit, der 1. Bauantrag, datiert auf den 21. Mai 1913, wurde das neue Haus am 31. März 1914 fertig gestellt und tags darauf seiner Bestimmung übergeben.
Spätere Baumaßnahmen am "Bären" wie der Einbau einer Filmvorführanlage 1932 oder der einer Niederdruckdampfkesselanlage 1937 zeigen, dass das Haus bereits zur damaligen Zeit für den Fremdenverkehr im Luftkurort Lobeda modernen Anforderungen entsprochen hat. Nach Aussage von Zeitzeugen war das Gasthaus "Zum Bären" eine der feinsten Adressen aller Tanzlokale in Jena.
Aber auch die Lobedaer Vereine wie der Turnverein, der Gesangsverein, der Kleingartenverein, der Lobdeburgverein, die Schützengesellschaft Lobeda und andere, als auch die Feuerwehr führten hier ihre Veranstaltungen durch. Eine der beliebtesten und bekanntesten Veranstaltungen war im "Bären" die "Lobdeburgkirmes" mit den legendären "Kirmespredigern" Julius Lien, Emil Kirchner und Kurt Horn.
Neue Eigentümer wurden nach dem Krieg in Folge die Stadt Jena, die Bau - Union Jena (Lehrlingswohnheim), die Universität Jena und zuletzt das Studentenwerk (Studentenwohnheim). Im ehemaligen Hotelbereich wurden Wohnungen für Lobedaer Bürger ausgebaut. Der Tanzsaal diente lange Zeit als Möbel- und Getreidelager, später als Turnhalle für die Grundschule Lobeda. Im Jahr 1953 bildete sich eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, den Tanzsaal wieder kulturell zu nutzen. 150 Bürger Lobedas werkelten ein Jahr lang Abend für Abend, und so konnte der Saal im Sommer 1954 seiner Bestimmung als kulturelles Zentrum für Lobeda übergeben werden.
Bis zum Jahr 1989/90 war das Haus Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in Lobeda, getragen von den in Lobeda ansässigen Vereinen. Aber ab 1992/93 wurde es dann immer ruhiger um das Haus und schließlich gingen die Lichter ganz aus. Und wieder waren es rührige Lobedaer Bürger, die das Heft des Handelns mit dem am 29. August 2005 gegründeten Förderverein Bären Lobeda e. V. in die Hand nahmen. Mit der Gründung des Fördervereins war auch die Sanierung eine teure, aber beschlossene Sache. So wurden seit 2005 die komplette Außensanierung des Hauses (Dach, Fassade, Fenster), die Rekonstruktion der kompletten Heizungsanlage und Feuerschutzmaßnahmen realisiert.
Zurzeit laufen der Ausbau des Saaldaches mit Zimmereinrichtungen für weitere Vereine, die Renovierung des Haupthauses und weitere Maßnahmen. Finanzielle Zuweisungen der Stadt Jena und des Landes Thüringen waren hier sehr hilfreich und eine große Unterstützung für den Verein. Jetzt steht jedoch die Renovierung des Herzstückes, des Tanzsaals, an, die ohne weitere Förderung durch Stadt und Land vom Verein genauso wenig zu stemmen ist wie der Kauf der Immobilie.
Dem Verein ist zu wünschen, dass diese hochgesteckten Ziele erfolgreich realisiert werden. Das gesamte Haus in kürzester Zeit in vollem Glanz zu erleben, wäre der schönste Lohn für den Fleiß, die Mühen und die Arbeit aller Vereinsmitglieder.
Lutz Kästner / 01.04.14 / OTZ
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