Lobedaer Carnevalsclub LCC ‘59 e.V.

[zurück]

 

Lobedaer Carnevalsclub LCC ‘59 e.V.

   

Der Lobedaer Carnevalsclub LCC wurde im Jahre 1959 in Jena-Lobeda gegründet.Die erste Leitung des LCC bestand aus den Gründungsmitgliedern Horst Hedler, Harry Kühnhold, Kurt Horn und Eitel Klingelstein. Sie prägten gemeinsam über Jahre das

Gesicht des LCC. Treffpunkt des Vereins war der Schulungsraum im alten Feuerwehrspritzenhaus.

In den Jahren 1959 bis 1963 wurden durch den LCC ausschließlich Tanzabende und Tanztees durchgeführt. Bereits 1964 organisierte man zum ersten Mal einen Kinderkarneval.

Inhaltlich orientierte sich das Programm anFiguren des Kinderprogramms vom Fernsehen der DDR, wie z. B. dem bekannten „Meister Nadelöhr”.

In den 70er Jahren versuchte man dann, ganze Programme zu gestalten. Eines der damals wohl spektakulärsten Ereignisse zu einem Kinderkarneval war im Jahre 1972 eine dem Feuerwehrausbildungslager nachempfundene „Neptuntaufe”. Für die Kinder im Saal war es eine ganz besondere Freude, als ihr Schullehrer Hubert Kaletha, immer eine Frohnatur, getauft wurde. Unter dem Zepter von Neptun wurde der Lehrer nach vorn auf die Bühne geführt und tüchtig eingeseift. Aber Hubert Kaletha, vielen als „Kalle” bekannt, ertrug es

mit Humor.

Ab Mitte der 70er Jahre organisierte der LCC richtige Prunksitzungen und den legendären Frühschoppen am Fastnachtsdienstag. Dieser Tag war in Lobeda klar geregelt. Die Kinder gingen in die Schule, Mama auf Arbeit und Papa in den „Bären“, später dann auf die Lobdeburg zum Frühschoppen des LCC. Für einen Tag musste die sozialistische Produktion halt mal ruhen, … und am Aschermittwoch ging dann, meist mit schwerem Kopf, wieder alles seinen geregelten Gang.

Der LCC hatte in den 70er Jahren in Sachen Saaldekoration seinen schöpferischen

Höhepunkt. Von Jahr zu Jahr wurden die Bühnenbilder prunkvoller.

Eines der schönsten Bühnenbilder war das Seeräuberschiff „Eugenie” des Jahres 1976 – gewidmet dem damaligen Feuerwehr-Wehrleiter Eugen Kastner. Über einige Jahre gelang es auch, einen Karnevalsumzug durch Lobeda zu organisieren. Ende der 70er wurde allerdings diesem „Spuk” von offizieller Seite Einhalt geboten. Auch im Ort ansässige Firmen steuerten ihre Beiträge zum Programm bei. So wurde in der Zimmerei Seyfarth schon mal schnell ein Holzkarren gebaut und die ganze Firma erschien damit als „Zigeunerfamilie” zum Programm im Saal. Auch der Wirt vom „Schwarzen Adler” kam mal hoch zu Ross oder mit seinem Pony, welches als „Goldesel” umfunktioniert zum Erstaunen vor allem der Kinder

Goldstücke spuckte. Neben solchen, im Programm jahrelang dominierenden Gestalten wie Kurt Horn oder Eitel Klingelstein, kamen auch neue, meist junge karnevalsbegeisterte

Lobedaer zum Verein. Noch heute aktive Mitglieder wie Sigurd „Max“ Horn, damals als „braver Soldat Schwejk” oder Mario Braun als „tapferes Schneiderlein” erlebten ihre ersten großen Auftritte.

 

Nach und nach gab es ein festes Motto für das Programm des LCC. Neben den „3 tollen Tagen” vor Aschermittwoch wurden nun auch regelmäßig Veranstaltungen zur Eröffnung der Karnevalssession am 11. 11. eines jeden Jahres durchgeführt. Es hatte sich ein Elferrat gebildet, man trug selbstgefertigte Vereinskleidung in Form von Westen und die ersten Narrenkappen aus der Hutfabrik Altenburg nach eigenem Entwurf. In Jena wurden wir als Karnevalsverein immer bekannter. Wir besaßen ein eigenes Männerballett und eine Funkengarde gründete sich wieder in den 80er Jahren. Ein ganz besonderes geschichtliches Ereignis prägte das Jahr 1982. Der LCC hatte schon alle Vorbereitungen getroffen. Doch da kam die Schreckensnachricht für die Karnevalisten: der sowjetische Staatschef Leonid Breshnew war gestorben und die DDR-Staatsführung ordnete für den Samstag nach dem

11. 11. Staatstrauer an. Dies hieß offiziell: kein Karneval im „Bären”. Schluss mit Lustig. In Lobeda fassten nun einige ganz Mutige den Entschluss: „Wir feiern im Verein trotzdem die Sessionseröffnung ganz im Geheimen.” So wurde in einer Nacht- und Nebelaktion die Dekoration aus dem Bärensaal in die Klempnerwerkstatt eines Clubmitgliedes verbracht und die Werkstatt in einen Festsaal umgestaltet. Pünktlich am Samstag, 20.11 Uhr ging die vereinsinterne Fete los. Aus der Werkzeugausgabe ragte ein Zapfhahn, es gab Getränke,

der Amboss war die Bütt und Urgestein Kurt Horn gab im schwarzen Trauerkleid

sein Bestes. Selbst eine passende Büttenrede war von Sigurd Horn extra noch

geschrieben worden, die Eitel Klingelstein vortrug. Und so schallte es – natürlich

respektvoll leise – bei jedem Refrain „… so steh ich hier in meiner Bütt —

armer, armer Leonid!“ Diese Veranstaltung war damals wohl eine Gratwanderung zwischen Humor und Vereinsverbot.

In den 80er Jahren wurde der LCC auch außerhalb der Karnevalssession immer

bedeutender, z. B. 1984 zur 700-Jahr-Feier von Lobeda oder 1987 zum Stadtjubiläum

in Kahla.

Ende der 80er Jahre wurde die jährliche „Narrenolympiade” auf dem Sportplatz „Rote Erde” ein fester Bestandteil des Vereinslebens. In Disziplinen wie Hausfrauenstaffel oder Teebeutelweitwurf wurden die Kräfte mit eingeladenen Vereinen aus der Umgebung gemessen. Es war stets ein Riesenspaß.

 

In den Jahren 1986/87 veröffentlichte der Kulturbund Richtlinien für den

Auftritt von Laienkünstlern. Im Jahr 1988 beantragte folglich der LCC beim

Kulturbund die Einstufung als „Volkskunstkollektiv”. Am 11. 11. 1988 wurde

unter den strengen Blicken der Jury nach dem Motto „30 Jahre frisch und froh

— LCC bleib immer so”, ein Programm dargeboten, das den LCC berechtigte,

weiterhin närrisch tätig sein zu dürfen. Einige Jahre später wurde dann aus dem Volkskunstkollektiv LCC ein bundesdeutscher Verein, der sich beweisen musste. Der erste Schock der Wendezeit war wohl die Sessionseröffnung am 11. 11. 1989 im „Bären”. Es kamen so wenige Gäste wie nie zuvor, schließlich musste jeder im Westen sein Begrüßungsgeld abholen. Aber auch diese Tücken der Zeit überlebten wir mit Humor

und Zielstrebigkeit.

 

1991 erfolgte die Anmeldung des LCC im offiziellen Vereinsregister der Stadt Jena. Wir traten dem „Bund deutscher Karneval” bei und wurden durch zahlreiche private Kontakte

bis ins närrische Rheinland bekannt. Voller Stolz präsentierten wir „Lobdschen Humor”, wohlwissend, dass auch schon mal der Besuch aus Köln zur Prunksitzung im „Bären” anwesend war. In Jena rückten die Karnevalsvereine immer näher zusammen, man fand sich

gemeinsam am 11. 11. eines jeden Jahres auf dem Jenaer Markt ein, um den „Rathausschlüssel” vom Oberbürgermeister zu fordern. Hier ragte ganz besonders das zur Tradition gewordene Gastgeschenk des LCC an den Oberbürgermeister heraus.

 

1998 wurde Lobeda offiziell Ortschaft mit einem Ortsbürgermeister. Das war Anlass für den LCC, sich einer neuen Tradition zuzuwenden. Fortan wurde auf dem Stadthof von Lobeda jährlich am 11.11. ein Festumzug gestaltet und der „Lobdsche Rathausschlüssel” vom Ortsbürgermeister gefordert. Daneben blieb man den anderen Jenaer Narren treu und war weiterhin mit einer Delegation auf dem Jenaer Markt präsent. Ein Höhepunkt war auch der vom LCC eingeführte und 1998 erstmals vergebene Pokal „Stein des Anstoßes“. Es ging darum, mit Kritik und Humor öffentliche Belange und die „kleinen Sünden” von Firmen und Behörden aufzuzeigen. So erhielten den ersten „Stein des Anstoßes” die Stadtwerke Jena für nicht gelungene Aktionen bei der Erneuerung von Versorgungsleitungen im Lobdschen Straßenpflaster. Nachfolgende Preisträger waren z.B. die Telekom, die Deutsche Bahn AG,

der FCC und sogar der Jenaer Stadtrat. Die meisten Preisträger übernahmen ihren Pokal (jeweils einechter Edelstein) mit Würde und gelobten Besserung. Im Fall des FCC gelang

sogar der Aufstieg in die 2. Bundesliga gleich nach der Preisverleihung. Der LCC verstand es stets, mit Humor zu kritisieren und Denkanstöße zu geben, wo andere einfach nur schimpften und meckerten. Inzwischen ist bereits der 10. Pokal verliehen worden. Nach der Jahrtausendwende erlebten die Mitglieder des LCC viele Höhen und Tiefen. Der Verein kämpfte ständig mit den Betreibern des „Bärensaales” um Termine und Inhalte der  arnevalsveranstaltungen. Dabei war es nicht einfach, die Qualität einer Veranstaltung mit den gastronomischen Vorstellungen der „Bärenbetreiber” so zu vereinen, dass das Publikum des LCC rundum zufrieden war.

Im Jahre 2000 wurde in Sachen Karneval in Jena ein neuer Meilenstein gesetzt. Nach Jahren der Annäherung war es endlich gelungen, alle Jenaer Karnevalisten zusammenzubringen und die erste gemeinsame „Jenaer Karnevalsgala” durchzuführen. Die Premiere im F-Haus war ein Erfolg, diese Veranstaltung musste schon ein Jahr später auf Grund der Nachfrage ins größere Volkshaus umziehen. Seither ist die „Jenaer Karnevalsgala” eine feste Größe

im thüringischen Karneval und der LCC stets dabei. Auftritte des LCC, wie z. B. der „Figaro”, der schon mal die Locke des Ministerpräsidenten Bernhard Vogel kämmte, die Bütt zwischen Mann und Frau oder die legendäre „Geschichte vom Rotkäppchen” bleiben dabei unvergessen. Dabei galt und gilt es stets, nicht nur die Gäste zu belustigen, sondern auch

Erlöse der jeweiligen Gala zu erzielen und Benefizobjekten zuzuführen. In Lobeda zählte der Karnevalsverein im Jahre 2003 mehr als 50 Mitglieder. In mancher Lobdschen Familie waren gleichzeitig drei Generationen dabei. Während die „Alten” unermüdlich hinter den Kulissen in Küche und Nähstube wirbelten, standen die „Jungen” fest im Programm und die „Kleinen” trainierten schon emsig in der Kindertanzgruppe. 2004 hob der LCC gemeinsam mit dem Feuerwehrverein das „1. Lobdsche Wurschtfest” aus der Taufe. Seitdem hat es einen festen Platz im Jahreskalender beider Vereine.

 

Im Jahr 2005 gelang es durch die Aktivität einiger LCC-Mitglieder, dem neuen

„Bären-Verein“ auf die Beine zu helfen. Damit war der Bärensaal als Heimstadt

der Lobdschen Karnevalisten gesichert. Einen besonderen Höhepunkt erlebte der LCC im Jahre 2007. Die Vertreter des Bärenvereins, des LCC und aller anderen Mitglieder der Jenaer Karnevalsgala fanden sich im „Bären” zusammen und empfingen eine ca. 90-köpfige Abord-nung der „Bonner Ehrengarde”, eine der größten deutschen Karnevalsgarden,

die eine Probe ihres Könnens ablieferten. In „Lobde“ lernte man prunkvollen rheinischen Frohsinn kennen und die Jecken aus Bonn lernten das Lobdsche Kultgetränk „Nikolaschka” kennen und lieben. Sicherlich ein gelungener Beitrag zur deutsch-deutschen Verständigung zwischen Ost und West. In diesem Jahr haben wir den 50. Jahrestag der Gründung des LCC 59 gefeiert und uns an die Höhepunkte und Personen aus 50 Jahren LCC erinnert.

Wir werden auch weiterhin für unseren Verein stehen, getreu dem Motto: LCC – … die Landung mitten im Vergnügen.

 

 

Mario Braun

 

[zurück]