An der Saale ein guter Siedlungsplatz
725 Jahre Stadt Lobeda - von der Gründung bis zur Stadt, Teil 1
Von Lutz Kästner, Lobeda- Altstadt
Jena (OTZ) Lobeda- Altstadt feiert in diesem Jahr Jubiläum, das 725- jährige Stadtrecht. Mit einer Festwoche vom 2. bis 7. Juni wird das Jubiläum begangen,
zu den Höhepunkten zählt ein Umzug, in dem die lange Historie von Lobeda anschaulich gemacht werden soll. Die OTZ veröffentlicht ab heute in loser Folge eine Artikelserie zur Geschichte der Siedlung Lobeda von den Anfängen bis zur Gegenwart für die Autor Lutz Kästner tief in Archive und Literatur abgetaucht ist.
Von der alten Lobdeburg geblieben ist nur noch die Ruine (Foto: W. Meyer, Lobeda)
Schon im Ersten Jahrtausend vor Christi Geburt (Prähistorische Zeit), bot der Johannisberg bei Lobeda den Menschen der jüngeren Bronzezeit, etwa Neuntes bis Achtes Jahrhundert vor Christi, Schutz und Aufenthaltsmöglichkeit. Hier befand sich eine Fliehburg, erbaut von Angehörigen der aus Süddeutschland eingewanderten Urnenfeldkultur. Im Jahr 1928 wurden bei Ausschachtungsarbeiten im so genannten „Steinichen", heute Gelände zwischen dem Himmelreichsgraben und Lobdeburgweg, umfangreiche Spuren einer alten menschlichen Siedlung gefunden.
Es wäre auch verwunderlich gewesen, wenn man an der Stelle, wo sich heute die Ortschaft Lobeda befindet, keine Belege einer vorgeschichtlichen Siedlung freigelegt hätte. Denn gerade diese Gegend bot hervorragende Bedingungen für eine menschliche Siedlung.
In das Erste Jahrhundert nach Christi Geburt fällt der erste Nachweis slawischer Siedlungen im Raum Thüringen, so auch im Saaletal. Deshalb ist es möglich, dass in dieser Zeit auch die Ansiedlung, die sich später Louba/Lobeda nennt, ihre Anfänge hat.
Seit dem Siebenten Jahrhundert bildete die Saale etwa drei Jahrhunderte lang die territoriale Grenzlinie zwischen Deutschen und Slawen und war in dieser Zeit ungefähr die Grenze gegen den slawischen Stamm der Sorben. Sie führte mehrmals im Jahr Hochwasser und hinterließ ein monatelang sumpfiges Tal, das nur wenige, flache Durchgangsstellen (Furte) geboten hat, an denen die Saale zu überqueren war. Gerade an einer solchen Stelle, wo verschiedene Täler, vom Westen das Leutra- und Nennsdorfer Tal und vom Osten das Pennickental und das breite Rodatal zusammentrafen, legten Sorben (slavischer Volksstamm) am Johannisberg eine sichere Wohnstätte an. Diese war sowohl hochwasserfrei als auch an ihrer schmalsten Stelle durch einen Wall gegen wilde Tiere sicher zu schützen. Dieses Gebiet stellte selbst den Ackerbau treibenden Siedlern ausreichenden Unterhalt sicher. Gangbare Verkehrsmöglichkeiten waren ebenfalls geboten.
Forschungen aus dem Jahr 1935 belegen, dass diese Ansiedlung, beginnend im Siebten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, schrittweise aufgegeben wurde. Die Ansiedler zogen nun in das Tal, wo vorher schon an geschützter Stelle ein Arbeitsstützpunkt zum Fischen usw. bestanden hatte.
Archäologische Ausgrabungen bestätigten auch, dass bis in die Mitte des Achten Jahrhunderts auf dem Johannisberg eine slawisch/ sorbische Fluchtburg gestanden hat.
Eine weitere Quelle belegt in der Zeit zwischen den Jahren 750 bis 937 auf dem Johannisberg eine Slaven-/Sorbenburg, mit einer bis zu sechs Meter hohen Wallanlage und damit verbunden die wahrscheinliche Entstehung der Talsiedlung Louba/Lobeda. Mit dem Vordringen Königs Heinrich I. bis an die Elbe im Jahr 929, entsteht die deutsche Burg Kirchberg auf dem Hausberg und die Slaven/Sorbenburg auf dem Johannisberg verlor ihre Bedeutung. Die slavische/sorbische Siedlung Louba/ Lobeda wurde in das Gebiet der vordringenden deutschen Herren eingegliedert.
Diese Vorstellung wird durch weitere Kriterien für die Entstehung einer menschlichen Ansiedlung noch bekräftigt:
- Der Flecken Lobeda lag, vom Hochwasser geschützt, am Rande eines Flusstales an einer Furt und war damit verkehrsmäßig relativ gut erreichbar.
- In der Nähe verliefen alte Handelswege.
- Oberhalb von Lobeda gab es am Bornberg Quellen, die für die damalige Zeit die völlig ausreichende Wasserversorgung der Ansiedlung sicherten.
- Um Lobeda herum gab es mehrere Berge, von wo aus Wachen das ganze Tal übersehen und heranrückende Feinde rechtszeitig entdecken konnten.
- Die fruchtbaren Saaleauen erlaubten Ackerbau und Viehzucht. In leicht anlegbaren Teichen war die Fischzucht möglich. Damit war die Ernährungsgrundlage für die Siedler gesichert.
- Die Saalehänge erlaubten es, Wein anzubauen. Damit wurde der Wein zu einer wichtigen Erwerbquelle und Grundlage für die Ausübung der christlichen Religion
- In der Umgebung von Lobeda gab es Möglichkeiten, Steine zu brechen und damit haltbare Stadtmauern und andere Bauwerke zu errichten.
OTZ Jena, 16. Februar 2009