Erst Burgwart, dann, Kirche, dann Stadt

 

725 Jahre Stadt Lobeda – Von der Gründung bis zur Stadt, Teil 2

 

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Von Lutz Kästner, Lobeda- Altstadt

 Schon vor 1000 Jahren gab es am Lobedaer Kirchberg ein Gotteshaus, Bild Mitte

(Foto: W. Meyer, Lobeda)

 

 

   Jena (OTZ) Im Achten / Neunten Jahrhundert, zur Zeit Karls des Großen, Jahr 768- 814, verschärfte sich der Kampf der Franken und Sachsen gegen die Slaven/Sorben. Auch die Gegend um Lobeda war Zeuge dieser Kämpfe.

   Es liegt die Vermutung nahe, dass hier ein „Burgward" = Militärstützpunkt errichtet wurde, der sich später zum Mittelpunkt der deutschen Verwaltung in den umliegenden Gebieten entwickelt hat. Das neu eroberte Slaven-/Sorbenland musste ja militärisch geschützt werden. Die Gefahr eines Rückschlages lag immer sehr nahe. Ein Burgward (auch Burgwart) bezeichnet ein Gebiet, in dessen Zentrum eine Burg (Burgwards- Mittelpunkt) steht, die Schutz- und Lehnfunktionen für die umliegenden Dörfer besitzt. Diese Kämpfe fanden bis in das zehnte Jahrhundert hinein statt.

Erst zur Zeit Ottos des Großen, Jahr 936- 973, konnte der gesamte Landstrich bis an die Elster als unterworfen gelten und hier die Grenzziehung erfolgen. Nun erst war eine friedliche Christianisierung des Landes möglich.

   Die Burgwardbezirke wurden Pfarrbezirke und in Lobeda entstand bereits vor dem Jahr 968 eine Urpfarrei, der weitere Ortschaften zugeordnet waren.

Sie war eine der ältesten Pfarreien östlich der Saale und war für die Christianisierung des mittleren Saaletals von großer Bedeutung. Noch im Jahr 1228 gehörten Ammerbach, Jägersdorf, Schlöben und die Kapellen zu Kirchberg zur Urpfarre Lobeda.

So wurden die Burgwarde zu geistlichen Mittelpunkten. Die Gotteshäuser der Burgen wurden Pfarrkirchen. Schließlich bildeten diese Zentren die Grundlage für die sich langsam entwickelnde deutsche Verwaltung dieser Gebiete durch die Adelsgeschlechter, so auch in Thüringen.

   Erstmals im Jahr 967 wird für den Kirchberg (gemeint ist Lobeda) eine Kirche „Santa Maria" urkundlich genannt. Da später Burgau, Winzerla, Göschwitz und Ammerbach ihre Filialen waren, wird die Lobedaer Kirche die Urpfarre für dieses Gebiet gewesen sein. Schon im Jahr 968 lebte ein Graf von Lobdaburg, der an einem Turnier in Magdeburg teilnahm. Ob er mit dem Ortnamen Lobeda etwas zu tun hatte, ist allerdings nicht belegt.

   Heute können wir aber konstatieren, das es nun schon vor über 1000 Jahren in Lobeda eine christliche Gemeinde und auch einen Vorgängerbau der heute am westlichen Rande Lobedas auf dem Kirchberg, jetzt an der Susanne- Bohl- Straße, stehenden Peterskirche gegeben hat. Im Jahre 986 wird die Pfarrei St. Peter in Lobeda mit mehreren linkssaalischen Filialen zum Bistum Zeitz- Naumburg gehörend, wiederum in einer Papsturkunde genannt.

   Bis etwa zum Jahr 1100 nach Christi Geburt gab es auf dem Gebiete des Heiligen Römischen Reiches nur wenige Städte. Danach setzte ein regelrechter Boom von Stadtgründungen ein. Im Osten war dieser Boom an die Sicherung der neu eroberten Gebiete geknüpft.

   Innerhalb der Epoche des voll entfalteten Feudalismus, die von der Mitte des Elften Jahrhunderts bis zu den siebziger Jahren des Fünfzehnten Jahrhunderts reichte, bildeten sich auch im thüringischen Raum Städte heraus.

Die meisten Städte, nämlich über 50, entstanden im Zeitraum vom Jahre 1250 bis zum Jahre 1350..Zu dieser Gruppe gehörte auch die Stadt Lobeda.

   Eine Stadt bedeutete in der damaligen Zeit mehr Rechte für die Bürger, mehr Einnahmen, mehr Sicherheit.

Die Städte waren gekennzeichnet durch:

Markt- und Stadtrecht (mindestens seit dem Jahr 1407 für die Stadt Lobeda nachweisbar), geregelter Grundriss des Wegenetzes Parzellierung des Baulandes,

und Vorhandensein eines Marktplatzes. Auch hatten sie Recht und Pflicht, die Stadt mit einer Stadtmauer zu umgeben. Auch die Stiftung von Klöstern, der so genannten Bettelorden (für Lobeda nicht bekannt), war üblich. In Abhängigkeit von der Lage zu Handelsstraßen bestand das Stapelrecht, das durchreisende Händler verpflichtet, ihre Waren feilzubieten.

   Dr. Herbert Koch hat in seiner Arbeit „ Geschichte der Stadt Lobeda" diese älteste Entwicklung Lobedas bis zur Stadt auf folgende Kurzformel gebracht:

Zuerst entstand der Burgward als militärischer Stützpunkt.

In seinem Schutz nebenbei die Kirche und die Pfarrei, die eine solche Bedeutung erlangte, dass ihr weitere Orte zugewiesen wurden. Allmählich siedelten sich hier Bauern an, befestigten ihren Ort, der schließlich am 25. Juli 1284 in einer Urkunde erstmals als Stadt bezeichnet wurde.

Diese Vermutung und es ist nur eine solche, wird noch dadurch bekräftigt, dass die älteste Erwähnung Lobedas in Verbindung mit der Kirche geschah. So etwa müssen wir uns die Entstehung der Ansiedlung Louba / des Ortes Lobeda vorstellen.

 

OTZ Jena, 21. Februar 2009

 

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