Amerikaner vermuteten in den Lobedaer Bergen Wehrmachtsstellungen

 

725 Jahre Stadt Lobeda – Auch Lobeda wird vom Krieg nicht verschont – Teil 8

 

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Von Lutz Kästner, Lobeda – Altstadt

 

Dieser Gedenkstein in Lobeda- Altstadt erinnert an die Opfer

(Foto: L. Kästner, Lobeda)

 

   Jena (OTZ) Die Wirren des 2. Weltkrieges gingen auch an der Stadt Lobeda nicht ganz spurlos vorüber.

   Kriegsschäden durch Bombeneinwirkungen waren direkt im Ort Lobeda bis zum Ende des 2.Weltkrieges nicht entstanden. So waren in der Stadt Lobeda auch keine Verluste bei der Zivilbevölkerung durch Bombenangriffe zu beklagen. Bei, zum aktiven Wehrdienst eingezogenen Lobedaer Bürgern, hat es aber Kriegsopfer und Kriegsversehrte gegeben.

   Größere Bombenschäden waren aber an dem Verbindungsweg zwischen Lobeda und Wöllnitz, „An der Riese" und auf der "Wöllnüsse" zu verzeichnen.

 

Von amerikanischen Aufklärungsflugzeugen gesetzte Rauchzeichen, die die Abwurfstellen für die Bomberverbände am Himmel markierten, waren, wie man so schön sagt, vom Winde verweht worden. Die auf die Stadt Jena und die Zeiss-Werke gedachten Bombenabwürfe fielen so ungewollt auf die oben genannten Gebiete.

   Hierbei wurde das Wohnhaus der Familie Bossmann, An der Riese, durch einen Volltreffer total beschädigt. Die während des Bombenangriffes gerade noch aus Jena nach Hause gekehrte Frau Bossmann wurde dabei tödlich verletzt. Als gegen Ende des 2. Weltkrieges amerikanische Panzerverbände von Erfurt/Weimar kommend, den Mönchsberg hoch über Göschwitz erreichten, hatte deren Aufklärung einen hervorragenden Einblick in das Saaletal von Jena-Nord bis nach Kahla. Von der amerikanischen Aufklärung wurde vermutet, dass sich in den Bergen von Lobeda, am Johannisberg, am Spitzberg, in der Gräfengrabenschlucht, am Kugelberg und in dem Gebiet rund um die Lobdeburg noch Stellungen der deutschen Wehrmacht befinden. Hierbei handelte es sich jedoch nur um versprengte kleine Gruppen des Volkssturmes, Hitlers letzten Aufgebotes zur Sicherung des Endsieges über die Alliierten. Diese vermuteten Stellungen wurden von den amerikanischen Panzern mit Granatfeuer belegt.

   Einige Granaten verfehlten aber ihr Ziel und schlugen in Wohnhäuser des damaligen Schützenweges, heute Spitzbergstraße ein. So wurden die Fassade, die Fensterläden und die Fenster des Wohnhauses Nr. 2 der Familie Göbner durch Granatsplitter stark beschädigt. Die Fassade, mit faustgroßen Löchern versehen, in denen Granatsplitter steckten, sah aus wie ein Streuselkuchen. Im Wohnhaus Nr. 3 der Familie Herbst schlug eine Granate in die Giebelwand ein, die durch die Wucht der Detonation herausgerissen wurde und in die Tiefe stürzte.

Im gegenüberliegenden Haus Nr. 2 der Familie Göbner war gerade eine Mutter dabei, auf dem Küchentisch ihr ein halbes Jahr altes Baby zu versorgen. Um sich vor durch das Küchenfenster fliegende Gesteinsbrocken zu schützen, suchte sie mit dem Kind unter dem Küchentisch Schutz.

   Nicht so glimpflich hat dieser Angriff für einen Sohn der Familie Herbst des Hauses Nr. 3 geendet. Er war auf die Straße hinausgegangen, um sich den Angriff von hieraus anzusehen und wurde von einem Granatsplitter schwer verletzt. Auf dem Weg ins Krankenhaus nach Stadtroda ist er verstorben. Der kürzere Weg in die Uni-Klinik nach Jena war nicht mehr möglich, da alle Brücken über die Saale von der deutschen Wehrmacht gesprengt waren. Der Transport nach Stadtroda wurde mangels eines Kraftfahrzeuges mit einem Pferdegespann durchgeführt, so war das damals.

   Auch von den Sulzaer Höhen wurde Lobeda von amerikanischen Panzern beschossen. Dabei erlitt das Wohnhaus der Familie Feuerstein im Drackendorfer Weg Nr. 9 „nur" einen kleinen „Dachschaden", aber das gegenüberliegende Wohnhaus, im Neuen Weg 1a, heute Unter der Lobdeburg, das sich im Besitz der Bauunternehmerfamilien Backen/ Trübcher befand und vermietet war, erhielt einen Volltreffer. Die gesamte Eckfassade im ersten Stock, hier befand sich das Schlafzimmer der Familie Quedenau, war herausgerissen worden und der Kleiderschrank drohte, sichtbar, auf die Straße zu stürzen. Auch die Lobdeburgklause war durch dieses Granatfeuer stark beschädigt worden.

 

OTZ Jena 23. Mai 2009

 

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